Der Wolf und der Teufel

von Stefanie B.

Eines Tages verliebte sich der Teufel mit den drei goldenen Haaren in den Wolf mit den drei haarigen Beinen. Der Wolf war lange Zeit hungrig durch die Wälder gestromert, auf der Suche nach frischem Fleisch. Doch mit seinen drei Beinen war er meistens zu langsam, so dass er sich mit dem zufrieden geben musste, was die anderen Wölfe ihm übrig ließen. 

Als er sich an seinem Lieblingsplatz unter einer alten Eiche ausruhen wollte, war er erstaunt, dort auf den besagten Teufel zu treffen, der sich lässig an den Stamm lehnte und verträumt an einem seiner goldenen Haare kaute. Der Wolf sah, wie die Augen des Teufels aufleuchteten, als dieser ihn bemerkte. 
„Oh, da bist du ja endlich!”, rief der Teufel. „Du wilder, starker Wolf! Ich habe schon viel von dir gehört, wie du trotz deiner drei Beine dein Leben, deine Freiheit genießt!”
„Naja”, sagte der Wolf. „Ein Genuss ist das nicht gerade. Ich habe meistens großen Hunger, weil ich dank meines fehlenden Beines so lahm wie die Oma von Rotkäppchen bin!”
„Das ist ja schrecklich”, erwiderte der Teufel. „Denn du bist wunderschön. In deinen gelben Augen könnte ich die ganze Nacht versinken. Lass mich dir doch helfen, damit du mal wieder ordentlich was zu beißen bekommst – was auch immer du willst.”
„Da kann ich nur schwer widerstehen”, knurrte der Wolf, „aber die Sache hat doch garantiert einen Haken!”
„Nun, wie ich bereits erwähnte, finde ich dich wunderschön”, sprach der Teufel, „und ich möchte, dass du mich heiratest.”
Dem Wolf stellten sich die Nackenhaare auf. „Was bezweckst du mit diesem idiotischen Vorschlag?”
„Ich glaube, wir wären die perfekte Union gegen all die Rotkäppchen, Geißlein, Schweinchen dieser Welt. Ganz zu schweigen von den Jägern, die nichts anderes als ,schießen, schaufeln, Schnauze halten’ im Kopf haben. Wir holen uns den Wald zurück!”
„Da brauche ich erst einmal etwas Bedenkzeit”, sagte der Wolf.
„Aber nicht zu lang”, bat der Teufel. „Denn ich sehne mich ja so nach dir!”
Nachdem er etwas nachgedacht hatte, fragte der Wolf: “Wie genau willst du mir helfen? Und wie soll das mit der Hochzeit funktionieren? Darauf lässt sich doch kein Pastor, Priester, Pfarrer und sicher auch kein niedersächsischer Wolfsbeauftragter ein!”
Der Teufel trat ein Stück von dem Baum weg, an dem er gelehnt hatte. „Siehst du, mein Schatten ist sehr groß. Wenn du darin läufst, bist du unsichtbar. Und nun stell dich so hinein, dass mein Schatten mit deinem verschmilzt.” 
Der Wolf gehorchte, demütig vor Hunger. 
„Siehst du”, sprach der Teufel. “Nun bist du ein Teil von mir und ich ein Teil von dir. Damit sind wir in Drei Teufels Namen verheiratet. Da brauchen wir keinen Pastor, keinen Priester, keinen Pfarrer und erst recht keinen niedersächsischen Wolfsbeauftragten.”
Ergeben senkte der Wolf sein Haupt und verschwand ganz im Schatten des Teufels. Fortan war die Jagd ein Kinderspiel und der Wolf führte ein sattes und langweiliges Leben, bis sein Gehirn zu dem eines Hundes geschrumpft war. Bis es soweit war, zweifelte er diese Ehe noch oft an. Aber vom Teufel lässt man sich nun mal nicht scheiden.