Ich sitze auf der Terrasse. Lauer Wind streicht an mir vorbei. Der Himmel ist so blau, das es schon fast weh tut. Und die Wiesen unseres Mühlenbachtals so grün, dass es sich Postkartenfarben annähert. Ich sauge diese Stimmung in mich ein, lasse mich treiben mit den kleinen weissen Wölkchen, die am Himmel auftauchen und vorüber schweben. Eigentlich müsste ich in's Büro gehen und am Computer sitzen. Aber es ist soooo schön hier. Hinten am Birnbaum faulenzen zwei Frauen in unseren Schaukelliegestühlen rum, in der Hängematte liest einer, die Sitzecke unter der Geburtslinde meiner Tochter wird von einem lebhaft gestikulierenden Pärchen belegt – manchmal finde ich es sehr schön, einfach so dazusitzen und zuzuschauen, wie unsere Gäste sich entspannen. 

"Können wir die Tischtennisschläger haben ?" – Klaus ist ein lebhafter Junge, der viel Bewegung braucht. Mindestens 3 mal täglich Tischtennis und zwischendurch kickern oder Fussball spielen. Er ist regelmäßig mit Henning zur "Waldzeit" im Wald und tobt wie ein Wilder. Im Essraum schicke ich ihn auch ab und zu auf die Weide, wenn es zu laut wird. Aber er gehört genau zu der Sorte Rabauken, die ich gerne mag – frech und vorlaut, aber auch so wissbegierig, kontaktfreudig, dass es eine wahre Freude ist, sich mit ihm zu unterhalten. Und wenn er mal was begriffen hat, ist er auch stolz, etwas gelernt zu haben. 

Zu Beginn seines Aufenthaltes hat er immer wieder die kleinen Kinder im Sandkasten überrannt. Aber dann hat er Lotta kennengelernt. Lotta ist drei und betet ihn an. Während der "Waldzeit" hat sie entdeckt, dass es nichts tolleres als Klaus gibt und seitdem tappelt sie hinter ihm her. Ein wenig peinlich ist es ihm anfangs ja gewesen – aber mit ihrem charmanten Grinsen hat sie ihn doch davon überzeugt, dass eine treue Anbeterin auch was hat. Und nun spielt er sogar manchmal mit ihr im Sand – auf jeden Fall achtet er sehr darauf, dass keiner mehr kleine Kinder im Sand überrennt. Ich gehe mit Klaus nach drinnen und gebe ihm die Schläger. Und ab geht die wilde Jagd. 

Gut, dass es Henning und die "Waldzeit" gibt. Wir haben immer viele Kinder im Haus gehabt. Aber dass wir mit vamos Eltern-Kind-Reisen zusammenarbeiten und die Waldzeit entwickelt haben, ist für uns ein guter Schritt gewesen. Nach zwei Tagen sind meist Eltern und Kinder beide gut ausgeruht – für die Eltern der Zeitpunkt, an dem sie endlich mal ganz in Ruhe eine Tasse Tee auf der Terrasse trinken können und das auch geniessen können. 

Für die Kinder der Zeitpunkt, an dem sie gut etwas Action brauchen können. Und da kommt die Waldzeit in's Spiel. Henning und sein Team nehmen Kinder zwischen 3 und 12 mit in den Wald und zusammen spielen sie, bauen Höhlen, jagen den ganzen Tag einer Schnecke nach, schnitzen Borkenschiffchen,... Wenn sie zurückkommen, sind sie ausgetobt und erfüllt von den Walderlebnissen und treffen sich mit genauso ausgeruhten oder durch Wanderungen ausgetobten Eltern wieder. Je länger dieses Programm läuft, desto schöner finde ich es. 

Ich liebe den Moment, wenn Henning mit einer Horde gespannt blickender Kinder vom Hof zieht. Wenn Kleinkindzeit ist, ausserhalb der Ferienzeiten gehen die ganz kleinen mit, ab Laufalter bis 6 Jahren, dann nimmt er ein "Sonnenseil", an dem alle Kinder anfassen, um dann in einer kleinen Schlange hinter seinem Bollerwagen her zu tappeln. Und wenn sie wiederkommen, finde ich es genauso schön. Einige Eltern laufen schon hin und her, ungeduldig, ihre Lieben wieder zu bekommen. Und dann biegen sie um die Ecke – müde, dreckig, zufrieden. Und ganz grosse Kinder, die das ansonsten ganz peinlich finden, lassen sich von ihren Eltern liebevoll in die Arme schliessen, glücklich, weggewesen zu sein und glücklich, wieder anzukommen.