"Das ferne Feuer" von Ernst Gläser

Amy Waldmans Roman hat mich sehr berührt zurückgelassen. Die Wandlung der jungen Parvin von einem gutgläubigen Fan eines sich selbst beweihräuchernden Betrügers hin zu einer Frau, die sich mit den großen Fragen unseres Lebens auseinandersetzen muss und in schwierigen Situationen eigenständige Entscheidungen trifft, ist sehr gut gelungen.

Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten reinzukommen, allzu viel Naivität vertrage ich nicht gut, aber Amy Waldmans atmosphärische Beschreibungen der Natur haben mich bei der Stange gehalten – glücklicherweise, denn mir wäre etwas entgangen.

Ein Roman, der sich mit den großen Fragen auseinandersetzt. Wieviel Gutes tun wir eigentlich, wenn wir helfen wollen, ohne uns gut zu informieren. Und wollen diejenigen, denen „geholfen“ wird, eigentlich unsere Hilfe? Fragen wir sie danach? Beziehungsweise danach, was für eine Hilfe sie wollen?

Ein Roman, der mir wieder einmal die Frage, ob wir leben können, ohne uns die Hände schmutzig zu machen mit nein beantwortet. Denn Leben ist Verflechtung und um es mit Amy Waldman zu sagen: „Verflechtung ist die natürliche Ordnung der Dinge“ Wir können nicht das Unglück anderer sehen, ohne Handlungsimpulse zu spüren und das ist auch gut so. Ob jeder dieser Impulse zu einer guten Tat führt, das hinterfragt dieser Roman ganz genau und fordert uns zu gutem Nachdenken auf.

Sehr begeistert hat mich die Entwicklung der Personen. Amy Waldman hat das Talent, einen auch wenig sympathische Menschen verstehen und sogar lieben zu lernen und so bleibe ich zurück mit dem Wunsch, dass das Leben all dieser Menschen, die ich in diesem Buch kennengelernt habe, ein gutes wird. Eigentlich will ich mehr von ihnen wissen, sie weiter begleiten, etwas, das bei mir häufig durch ein gutes Buch ausgelöst wird.

Also – Fazit: unbedingt lesen!