"Als wär´s ein Stück von mir" von Carl Zuckmayer

Ganz früh ist Carl Zuckmayer nach Österreich gegangen, 1926, nicht geflohen, sondern weil seine Frau, die Österreicherin war, und er sich in ein kleines österreichisches Dorf verliebt haben. Dort kauften sie ein Haus und verlebten goldene Jahre ganz nah an der furchtbaren Entwicklung in Deutschland. In Deutschland gearbeitet hat Zuckmayer, so lange er konnte, aber er hat sich engagiert, öffentlich gegen die Nazis gesprochen und so war dann bald auch kein Arbeiten in Deutschland mehr. Trotzdem hat er weiter geschrieben, Stücke, Bücher, Drehbücher, er hat gut gelebt. Eine Stelle finde ich wunderbar. Kurz vor dem „Anschluß“ Österreichs an das Reich hat er all sein Geld in Österreich auf die Staatsbanken getan, sogar noch alles aus dem Ausland dazugeholt, um diesen Staat im Kampf um die Unabhängigkeit zu stützen. Seine Flucht in letzter Minute ist abenteuerlich, macht Angst und erfüllt mich mit Genugtuung, da er es schafft, diesem perfiden System entwischt. Glücklich macht mich die Unterstützung, die er erfährt von Freunden und Weggefährten, was im Unglück an Glück und guter Freundschaft auftaucht. Abenteuerlich auch seine Zeit im Ausland, aber was mich wirklich zu Tränen gerührt hat, ist, was er am Schluß über sein Stück „Des Teufels General“ schreibt, wie er sich mit jungen Deutschen auseinandergesetzt hat, wie er 2 Jahre lang versucht hat, immer wieder zu diskutieren, mit jungen Intellektuellen, mit Gewerkschaftern, überall, wo er erwünscht war, auch bei jungen Leuten der ehemaligen Waffen-SS von Dachau. Irgendwann war es zuviel, er wurde krank und musste sich mehr schonen. Ich glaube, dass Menschen wie Carl Zuckmayer unglaublich viel dafür getan haben, dass wir jetzt so viel persönliche Freiheit haben, und ich bin dankbar. Das Ganze in einem gut lesbaren, trotz schwerem Thema immer wieder leichten Buch. Und wer Lust hat, kann den „Geheimreport“, ein Dossier über deutsche Künstler in der Nazizeit, gleich hinterher schieben. Wunderbar, mit welchem menschlichen Verständnis er beschreibt, wer was getan hat. Einige unserer großen Namen werden reingewaschen wie Heinz Rühmann, andere sehen nicht so gut aus. Schade, dass der CIA das bis an den Anfang des neuen Jahrtausends unter Verschluss hielt.