"Die Geschichte der Liebe" von Nicole Krauss

Es ist nicht schwer einzusteigen. Leo Gurski und seine sperrige Weltsicht nahmen mich sofort gefangen. Leo, dieser alte Zausel, der knurrig und sehr verletzt, aber auch voller Lebensfreude seinen Alltag gestaltet. Leo hat alles verloren im Holocaust, seine Familie, komplett mittellos hat er sich sein Leben in New York aufgebaut. Seine große Liebe hat nicht auf ihn gewartet, sondern einen anderen geheiratet. Jetzt ist er alt und der Roman bewegt sich zwischen amüsanten Alltagsbeobachtungen und erschreckenden Erinnerungen. Manchmal frage ich mich, wie eine so junge Frau wie Nicole Krauss so gut über einen alten Mann schreiben kann. Aber ich sehe ihn vor mir, gebeugt, struppig, renitent und sehr lebendig.

Die zweite Hauptperson ist Alma, eine 15-jährige, die eigentlich genauso struppig ist wie er. Äußerlich stelle ich sie mir schön vor, sehr schön, mit diesem zarten jugendlichen Schmelz. Sie kämpft mit dem zu frühen Tod ihres Vaters. Ihren Namen hat sie aus einem Buch, sie wurde nach dem Lieblingsbuch ihres Vaters benannt. Diesem Buch spürt sie nach und neben den liebevoll gezeichneten Alltagsgeschehnissen gibt es auch eine rätselhafte Verbundenheit der Personen, die mich in Spannung gehalten hat. Ein Buch, das mir das Lächeln ins Gesicht gezaubert hat und die Tränen fließen ließ.