Silvie Schenk "Roman d'amour" von Ernst Gläser

Silvie Schenk lässt ihre Geschichte auf vielen Ebenen spielen. Da ist die Schriftstellerin, die mit 70 einen Roman schreibt, der sich an eine mit Mitte/Ende 50 erlebte Liebesgeschichte anlehnt. Da sind Ausschnitte aus eben diesem Roman. Und da ist die Gegenwart, in der sich eben diese Schriftstellerin mit einer Journalistin über den Roman unterhält.

Sprachlich sind die Ebenen wunderbar zu trennen, der Roman brennt vor Leidenschaft, die Erinnerungen sind intensiv und durchdacht, auch durch die Zeit sublimiert, die Gegenwart beginnt sachlich. Überhaupt sprachlich ist der Roman ein Genuss. So wie sich Silvie Schenk mit der Sprache auseinandersetzt, die für sie mal eine Frendsprache war, die sie mittlerweile aber besser beherrscht, als Muttersprachler:innen, ist unglaublich.

„Das Wort „Auszeit“ gibt es im Französischen nicht, es gehört zu den kühnsten Erfindungen der deutschen Sprache. Man entschwebt dem üblichen Trott, der belastenden Zeit. Man gönnt sich eine Stunde Freude. Eine Stunde Sinn. Eine Stunde Lust, Eine Stunde tiefe Zärtlichkeit. Eine Stunde Freiheit.“

„Ich liebte und lebte wieder. Ja. Ich liebte erstmals nach vielen Jahren, erlebte ein Wunder, dem ich weiter nachgehen wollte, tänzelte über freies und wildes Gelände.“

Gerade die Beschreibungen der Liebe, der Erotik haben es mir angetan. Bildhaft, leidenschaftlich und schön. Die Affäre, betrogen zu werden oder zu betrügen wird nicht mit moralischem Zeigefinger bedacht, sondern gelebt, mit all ihren Verstrickungen und sich daraus ergebenden Konsequenzen.

Ein Buch, das mich berührt hat, dass ich auch wieder zur Hand nehmen werde und das sehr gerne.