Wolfsfreundschaft

Eine kleine Geschichte für Kinder - erzählt von Barbara Kenner ...

Teil 11: Feentanz

Bei ihrem näxten Treffen mit Luise legten sich die beiden auf eine grüne Wiese, Seite an Seite und schön eingekuschelt, genauso wie mit Griesgram. Mittlerweile waren sie sehr vertraut miteinander geworden und trafen sich oft. Anneliese wollte es nun genau wissen – „Du, Luise, Du hast doch gesagt, dass Menschen Rehe essen. Wie macht Ihr das denn, Ihr habt doch gar keine Zähne wie die Wölfe!“
Luise rutschte ein wenig hin und her, das Thema war ihr doch eher peinlich. „Na ja, bei uns kommt das tote Tier zum Fleischer, der es mit einem Messer aufschneidet und in kleine Stücke zerteilt und die braten wir dann in der Pfanne.“
Anneliese war das auch eher unheimlich, aber jetzt wollte sie es genau wissen. „Was ist denn eine Pfanne?“
Das sieht so aus wie ein flacher Stein, der ganz heiß gemacht wird, damit man darin braten kann.“
So ganz klar erschien das Anneliese immer noch nicht, aber sie hatte den Verdacht, dass auch weiteres Fragen nicht zur Aufklärung beitragen würde. „Und du, hast du schon einmal Reh gegessen ?“
Da erklang wieder ein Kichern im Hintergrund, Désirée war angeflogen gekommen “Na, bist Du wieder dabei, jemanden mit Deinen Fragen zu löchern ? Ich will Euch mitnehmen, kommt doch mal ganz schnell, ich möchte Euch einladen.“
Und das Mädchen und das grüne Reh folgten der kleinen Fee so vorsichtig und schnell sie konnten. Tief in den Wald hinein, zu einer sehr versteckten Stelle, wo es eine kleine lichte Stelle gab. Und hier blühten Maiglöckchen, alles voller süß duftender, wunderschöner Maiglöckchen. Allein das war schon toll, aber über den Maiglöckchen tanzten die Feen ihren Frühlingstanz. Sie flogen hin und her, nach einer zarten Musik, die so klang, als würde der Wind sie von weit her wehen. Anneliese und Luise setzten sich vorsichtig an den Rand der Lichtung und sahen zu. Und Stück für Stück kamen alle kleinen Feen zu ihnen, um sie zu begrüßen. Luise kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
„Wir freuen uns über Eure Freundschaft, deshalb haben wir Euch eingeladen. Es ist lange her, dass ein Mensch mit einem Tier gesprochen hat und es ist gut, dass Ihr beide das tut. Vielleicht brauchten wir ein grünes Reh, damit das passieren konnte.“ Désirée lächelte den beiden Mädchen zu. „Wir haben ein Geschenk für Euch. Dir, Luise schenken wir die Sprache aller Tiere.“ Und sie pustete eine kleine Wolke Goldstaub in Luises Ohr. „Und dir, Anneliese, schenken wir die Möglichkeit, Dich unsichtbar zu machen, denn eines Tages wirst Du auf Wanderschaft gehen und das wird ein wichtiges Ereignis für uns alle sein. Aber Du sollst nicht ungeschützt in die Welt hinausgehen. Du mußt es Dir nur wünschen und schon kann Dich keiner mehr sehen.“ Und damit pustete Sie eine weiße Nebelwolke um das grüne Reh herum, die sich wie Tau auf seinem Fell niederließ.
Anneliese und Luise sahen sich an und freuten sich. Und dann feierten sie mit den Feen den ganzen Nachmittag lang.