Wolfsfreundschaft

Eine kleine Geschichte für Kinder - erzählt von Barbara Kenner ...

Teil 13: Der erste Ausflug

Am nächsten Tag hielt sie nichts mehr, sie wollte den Wald verlassen und einen Ausflug machen. Sie traf sich mit Luise, die sie mit ins Dorf nehmen wollte, stampfte dreimal mit ihrem Huf auf und gemeinsam gingen sie los. Luise hielt ihre Hand auf Annelieses Rücken um sie nicht zu verlieren, was etwas seltsam aussah, die Hand des Mädchens da mitten in der Luft. „Wrrrrrum“ fuhr ein Auto ganz dicht an beiden vorbei und erschreckte Anneliese furchtbar. Sie hatte zwar schon viele Autos von weitem gesehen, aber keines war ihr so dicht auf den Pelz gerückt. Sie war sehr froh über Luises Gegenwart. Und dann waren sie da, an dem ersten Menschenhaus. Luises Eltern sassen auf dem Hof im Sonnenschein und tranken gerade etwas miteinander, aber nicht wie Rehe das tun aus Teichen oder Bächen, nein, sie hatten seltsame runde Dinger in der Hand, die sie zum Mund führten. 
„Hallo, Luise, war es schön im Wald ?“ fragte ihre Mutter. Luise nickte nur und ging mit Anneliese nach drinnen bis in ihr Zimmer. Das war ein seltsames Gefühl für Anneliese. Eingesperrt fühlte sie sich in dem großen Haus, auch wenn Luises Bett ihr sehr weich und gemütlich aussah, der Wald war ihr doch sehr viel lieber. Sie machte sich wieder sichtbar und legte sich auf den Teppich, um in Ruhe ihre Umgebung zu bestaunen. „Bleib lieber unsichtbar, meine Mutter kommt bestimmt gleich hinterher um ein wenig mit mir zu reden.“ Und wirklich, kaum hatte Luise den Satz beendet, da war ihre Mutter auch schon im Zimmer, erzählte, dass Luises Kusine zu Besuch kommen würde und dass Sie heute abend grillen würden. 

„Puh, das war knapp.“ sagte Luise, als sie wieder gegangen war. „Was ist grillen ?“ wollte Anneliese wissen. „Da nehmen wir eine Feuerstelle und machen heisses Feuer und braten Fleischstücke drauf.“ „Griesgram hat mir schon erzählt, dass ihr auch Fleischfresser seid, Ihr esst das also nicht so wie die Wölfe ?“ „Nein, wir Menschen machen vieles erst heiss, bevor wir es essen, Fleisch, aber auch Gemüse, dann schmeckt es uns besser.“

„Na ja, ich bevorzuge meine Gräser, Kräuter und Blätter roh.“ Anneliese schüttelte sich etwas. 

Die beiden Freundinnen kuschelten sich eine Weile zusammen und erzählten sich gegenseitig vieles und einiges von dem, was Luise Anneliese erzählte verstand sie jetzt, da sie selbst in einem Menschenhaus war, viel besser als vorher.
Später, als sie wieder Zuhause war, besuchte sie Alva, ihre Mutter und erzählte ihr von den Abenteuern. Diese wunderte sich etwas über ihr ungewöhnliches Kind, war aber auch stolz auf den Mut ihrer Tochter, die Dinge wagte, die noch nie zuvor ein Reh getan hatte.