Wolfsfreundschaft

Eine kleine Geschichte für Kinder - erzählt von Barbara Kenner ...

Teil 2: Anneliese und der Wald

Anneliese wuchs in einer wunderbaren Umgebung auf. Die Göhrde ist ein riesiger zusammenhängender Wald, mit uralten Bäumen und vielen, vielen Tieren. Über allem liegt ein Märchenschleier, Feen, Elfen und Kobolde wohnen gleich um die Ecke. Und wer gut hinhört, kann die Bäume hören und mit ihnen reden.

Für Anneliese war das alles selbstverständlich. Ganz schnell wurde sie zum Liebling des ganzen Waldes. Alle Tiere kannten sie – kein Wunder, wieviele grüne Rehe gibt es denn ? Und überall, wo sie hinkam, wurde sie freundlich eingeladen, auf einen Schwatz, zu einem saftigen, grasigen Leckerbissen oder zu wilden Tobespielen. Die Feen spielten besonders gern mit ihr – sind doch die Feen in der Lage je nach Laune ihre Farbe zu wechseln und so fühlten sie sich dem kleinen Reh verwandt.

Ganz besonders gerne spielte Anneliese mit Ranunkel, dem alten Hasen. Ranunkel war zwar schon sehr alt, aber er liebte es, mit den jungen Tieren des Waldes zu spielen. Und nachdem er sich an das grüne Fell gewöhnt hatte, wurde Anneliese eine seiner liebsten Freundinnen. Sie suchten zusammen die schönsten grünen Hälmchen zum fressen, sie versteckten sich hinter Büschen – der Sommer war gekommen und Anneliese stellte sich vor Ranunkel, damit ihn kein Jäger sah. Sie tobten über die Waldlichtungen, Ranunkel schlug wunderbare Hasenhaken und Anneliese versuchte es ihm nachzutun, aber Rehe sind nun mal nicht dazu geschaffen, Haken zu schlagen und so fiel Anneliese ständig auf die Nase und kugelte sich über die Wiese – was immer wieder zu einer kichernden und lachenden Zuschauerhorde führte, weil die Tiere des Waldes gerne zum Zuschauen kamen. Der eine oder andere machte auch mit, bis es einen riesigen Fellhaufen gab, sehr viel braun und ein wenig grün dazwischen.

Auch wenn Anneliese wuchs, ihr Fell blieb grün und wurde eher noch leuchtender, als dass es Spuren von braun zeigte.